• Anja Köhler
«  Lebendiger "Pädagogischer Tag" mit Mental- und Glückstraining im Kindergarten
15.01.2018 12:42

Spiegelresonanz und Empathie - Neuer Artikel und Übung


Haben Sie schon einmal von Spiegelneuronen gehört? Spiegelneuronen sind Nervenzellen im Gehirn, die den Menschen zu einem mitfühlenden Wesen machen. Das Einmalige an diesen Nervenzellen ist, dass sie bereits Signale aussenden und somit Gefühle erzeugen, wenn wir Handlungen anderer Menschen nur beobachten. Die Nervenzellen reagieren im Gehirn genau so, als ob man das Gesehene selbst ausgeführt hätte. Das kennen wir alle: Wir bekommen feuchte Augen, wenn wir einen traurigen Film sehen oder werden vom Lachen anderer Menschen angesteckt, obwohl wir vielleicht noch nicht einmal wissen, worüber sie lachen. Dass wir empfinden, was andere empfinden, egal ob es nun Mitgefühl, Trauer oder Freude ist, verdanken wir den Spiegelneuronen. Erst sie machen uns zu sozialen, mitfühlenden Wesen.

Ein italienisches Forscherteam der Universität Parma entdeckte die Spiegelneuronen 1996 rein zufällig bei einem Versuch mit einem Schimpansen, dessen Gehirnströme mit einem Messgerät aufgezeichnet wurden. Es ging den Wissenschaftlern ursprünglich nur darum, herauszufinden, welche Nervenzellen bei dem Schimpansen aktiv werden, sobald er nach einer Nuss greift. Dabei entdeckten sie, dass die Nervenzellen nicht nur Signale aussandten, wenn der Affe selbst nach einer Nuss griff, sondern auch, wenn das Tier nur beobachtete, wie ein Teammitarbeiter die gleiche Handlung ausführte. Indem der Affe die Bewegungen verfolgte, reagierten seine Nervenzellen im Gehirn so, als ob er selbst nach der Nuss gegriffen hätte. Das Gesehene wurde im Gehirn des Schimpansen "gespiegelt". Dies war eine sensationelle Entdeckung, denn endlich gab es eine wissenschaftliche Erklärung für Phänomene wie Intuition und Mitgefühl, die zuvor von manchem Naturwissenschaftler nur belächelt worden waren.

Diese Spiegelung erklärt, warum wir etwas viel schneller lernen, wenn wir es zunächst bei anderen beobachten konnten, denn dann waren die Spiegelneuronen schon aktiv und die Gehirnbahnen sozusagen „vorgeglüht“. Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass Sie sich in einer Sportart stark verbessert haben, nachdem Sie eine Zeit lang Athleten Ihrer Lieblingssportart immer wieder zugeschaut hatten. Auch dies hängt mit der Funktion der Spiegelneuronen zusammen.

Wie können wir dieses Wissen um die Spiegelneuronen denn nun bewusst für uns nutzen? Wenn Sie etwas Neues lernen möchten, umgeben Sie sich am besten mit Menschen, die diese Fähigkeit schon gut beherrschen. Ihre Spiegelneuronen werden Ihnen helfen, dieselben Verhaltensweisen und Gefühlszustände anzunehmen, welche letztlich dann auch zum selben Ergebnis führen. Seien Sie sich Ihrer Vorbildfunktion als Eltern oder Vorgesetzte bewusst: Wenn Sie eine Handlung ausführen, werden sich die Spiegelneuronen derer, die Ihr Verhalten beobachten, so entwickeln, dass sie sich zukünftig mit großer Wahrscheinlichkeit auch so verhalten werden, wie von Ihnen vorgelebt. Verhalten Sie sich also so, wie Sie es sich von den Menschen um Sie herum wünschen. Entscheiden Sie aktiv und bewusst darüber, mit welchen Menschen Sie sich umgeben, welche Medien Sie konsumieren und welche Gedanken Sie in Ihrem Kopf zulassen. All dies hat einen Einfluss darauf, in welche Richtung sich Ihre Spiegelneuronen und somit auch Ihr Leben entwickeln.

Dabei gibt es jedoch noch einen wichtigen Punkt zu berücksichtigen: Manchmal halten Menschen, die wir intuitiv ablehnen oder deren Verhalten wir nicht mögen, auch große Geschenke für uns bereit, wenn wir offen dafür sind, unsere Gefühle genauer anzuschauen. Dabei gilt: Je stärker unsere Emotion umso größer ist unser Entwicklungspotential. Denn alles, was uns an anderen Menschen oder Situationen ärgert, stört, wütend macht, emotional berührt, wo wir kritisieren, bekämpfen, stark bewerten oder uns aufregen, ist in der Regel auch ein Spiegel von uns selbst. Diese Menschen leben oftmals Persönlichkeitsanteile aus, die wir bei uns selbst nicht zulassen, vielleicht aufgrund unserer Erziehung oder negativer Erlebnisse verdrängt oder unterdrückt haben. Mit den damit verbundenen Emotionen kommen wir in Berührung, wenn die entsprechenden Spiegelneuronen in unserem Gehirn aktiviert werden.
 
Machen Sie den Selbstversuch in folgender Übung – Sie werden überrascht sein! Beantworten Sie der Reihe nach folgende Fragen:

1.    Welche Person löst negative Emotionen in mir aus?
2.    Was stört mich an dieser Person bzw. was mag ich nicht an ihr?
3.    Welches Gefühl löst dies in mir aus?
4.    Wie stark ist dieses Gefühl auf einer Skala von 1 (schwach) bis 10 (stark)?
5.    Was hat dies mit mir und meiner Geschichte zu tun (Spiegelung)?

Ich wünsche Ihnen viel Freude und persönlichen Nutzen mit Ihren neuen Erkenntnissen!