• Anja Köhler
«  Spiegelresonanz und Empathie - Neuer Artikel und Übung
27.05.2018 10:56

Motivation - Neuer Artikel und Übung


Kennen Sie das? Dieses schlechte Gefühl beim Checken Ihres Bankkontos, wenn Sie feststellen, dass Sie Ihren Online-Kurs zwar bezahlt, aber wieder nicht genutzt haben. Bei manchen ist es der Hometrainer, der ungenutzt im Keller steht oder das Sportstudio, das finanziert, aber selten besucht wird. Ähnliche Beispiele kennen wir wahrscheinlich alle – man will eigentlich gerne etwas tun und doch rutscht es irgendwie immer „hinten runter“, weil es Wichtigeres zu tun gibt oder man die Energie nicht aufbringt.
Noch nerviger kann es sein, wenn man dasselbe Verhalten bei seinen Kindern beobachtet. Eigentlich wollten sie mehr für die Schule tun und doch beobachtet man, wie sie lieber chillen oder mit ihren Freunden chatten. Unsereins hat ja wenigstens wichtige Gründe, denkt man sich. Und doch fühlt sich beides nicht gut an, denn man hatte sich ja ein Ziel gesetzt oder möchte, dass die Kids gute Startbedingungen für’s Leben haben und fühlt sich verantwortlich.

Wie kommt man denn nun vom „ich muss“ bzw. „ich sollte“ ins „ich will“ bzw. „ich werde“ und dann tatsächlich ins „ich tue“?

„Ich muss“ steht für Fremdbestimmung, ein System, in dem man sich gezwungen fühlt, etwas zu tun. Bei Kindern wird da gerne mit Zuckerbrot und Peitsche gearbeitet, also einem System von Belohnung und Bestrafung. Ähnlich wie bei der Dressur von Tieren. Kurzfristig mag das ein Stück weit funktionieren, man sollte jedoch mittel- und langfristig die Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen nicht unterschätzen.

Wie sieht es aus, wenn wir von „ich sollte“ sprechen? Dem „ich sollte“ folgt meist ein „aber“ und geht oft ein „eigentlich“ voraus. Dies zeigt, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind, denn auch hier handelt es sich um eine Form der Motivation, die mit einem Anreiz von außen zusammen hängt: Vielleicht will man seinem Partner mit einer schlanken Figur gefallen oder seinen Eltern mit guten Noten. Der Anreiz kann unbewusst über Werbung entstanden sein. In der Regel reicht diese Form der Motivation noch nicht aus, um dauerhaft die Energie aufzubringen, gewünschte Ergebnisse zu erzielen.

Wie kommen wir denn nun in die selbstbestimmte Motivation? Und wie bringen wir unsere Kinder dahin? Fragen Sie sich: „Wer bin ich?“ und „Wer will ich sein?“ Geben Sie sich ehrliche Antworten! Dann erkennen Sie, dass das Lernziel etwas mit Ihnen selbst zu tun hat, also ein Ziel ist, mit dem Sie sich identifizieren. So kommen Sie ins „ich will“, also in die selbstbestimmte Motivation. Junge Menschen brauchen Perspektiven: Sprechen Sie mit Ihren Kindern frühzeitig über Berufe und die Arbeitswelt, besuchen Sie mit ihnen Berufsmessen oder schaffen Sie Möglichkeiten, sie in die Arbeitswelt hineinschnuppern zu lassen. Dann können Ihre Kids herausfinden, was für sie stimmig ist und kommen so hoffentlich nicht in die Situation, nach dem Schulabschluss orientierungslos dazustehen oder in der Mitte ihres Lebens festzustellen, dass sie einen Beruf ausüben, der ihnen selbst eigentlich gar nicht entspricht, sondern wohl doch eher der Wunsch der Eltern war. Im Idealfall haben Kinder ihre Stärken und Schwächen in der Schule oder zuhause bzw. im Verein schon gut kennen gelernt.

War das schon alles? Nein, noch nicht ganz, denn wir haben ja zu Anfang festgestellt, dass „ich will“ nicht automatisch „ich werde“ oder „ich tue“ bedeutet. Das Gefühl ist mit der Identifikation schon internalisiert, aber noch nicht intrinsisch bzw. stabil integriert. Erst dann wenn das Lernziel integriert ist, d.h. untrennbar mit der Person verbunden ist, mit der ich mich identifiziere, komme ich in die intrinsische Motivation.

Mein Tipp:

Fragen Sie sich: „Wer bin ich?“ und „Wer will ich sein?“ Identifizieren Sie sich mit Ihrem Ziel – es muss Ihnen selbst entsprechen und nicht den anderen! Lesen oder schauen Sie Biografien oder Tipps von Persönlichkeiten an, die in diesem Bereich Erfolg hatten und fühlen Sie sich ein. Begeistern Sie sich für die Erfolge anderer! Visualisieren Sie dann immer wieder, wie Sie Ihr Ziel erreicht haben und die Person sind, die Sie sein wollen. Am besten funktioniert dies, wenn Sie dabei Ihre fünf Sinne nutzen (Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken).

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Erreichen Ihrer starken Motivation!